Gesunde Zähne beim Pferd
Ursprünglich waren Pferde Steppenbewohner und brachten bis zu 20 Stunden mit der Nahrungsaufnahme zu. Das zähe Steppengras sorgte für eine gleichmäßige Abnutzung der Zähne. Heutzutage verbringen Pferde meist nur noch wenige Stunden auf der Weide, die noch dazu ein verändertes Spektrum von weicheren Gräsern aufweist. Die Zähne müssen also vom Tier- oder Zahnarzt abgeschliffen werden. Wie läuft die Zahnpflege bei Pferden ab und was können Sie als Pferdebesitzer noch tun, um zu gesunden Zähnen beizutragen?
Aufbau und Funktion des Pferdegebisses:
Ein ausgewachsenes Pferd besitzt 36 bis 44 Zähne. Essenziell sind die 12 Schneidezähne und die 24 Backenzähne. Daneben besitzen die Tiere noch Hengstzähne und Wolfszähne (beides Eckzähne). Zwischen den Schneide- und Backenzähnen befinden sich zahnfreie Lücken. Dort liegt dann das Trensengebiss. Die Zähne dienen in erster Linie für das Abbeißen und Zermahlen von Gras. Die Schneidezähne befinden sich im vorderen Teil des Mauls und sorgen für das Abbeißen von Gräsern oder anderen Futtermitteln.
Die flachen Backenzähne Mahlen das Futter, sodass es problemlos verdaut werden kann. Ist die Zerkleinerung der Nahrung unzureichend, kann es zu Störungen der Verdauung kommen und die Nährstoffaufnahme ist nicht mehr optimal. Die Eckzähne haben heutzutage keine Bedeutung mehr. Früher erfüllten Sie die Funktion der Verteidigung vor Feinden oder Rivalen.
Zahnpflege und Vorbeugung von Zahnproblemen:
Zähne putzen, wie beim Menschen, hat keine förderliche Auswirkung auf das Gebiss eines Pferds. Lediglich die Fütterung hat Einfluss auf die Zahngesundheit. Sehr stängelreiches Heu mit einem geringen Blattanteil, welches viele silicatreiche Gräser enthält, sowie Raufutter tragen zum Zahnabrieb bei. Auch Weidezeiten, wo das Pferd vom Boden fressen kann, sorgen für den wichtigen Zahnabrieb. Dabei wird der Unterkiefer nach vorne geschoben, sodass die Zähne richtig aneinander reiben und das natürliche Fressverhalten erzielt wird.
Äste und Zweige von Pappel, Weide oder Birke sollten regelmäßig zum Knabbern angeboten werden. Diese tragen zu einer weiteren Abnutzung und Reinigung durch die hölzerne, faserige Struktur bei.
Hat mein Pferd Zahnschmerzen?
Ein Erkennungszeichen für Zahnschmerzen kann die Verweigerung des Gebisses und ein äußerst widerwilliges Verhalten beim Reiten sein. Nehmen Sie ein solches Verhalten bei Ihrem Pferd wahr, sollten Sie auch das Fressverhalten beobachten. Ist das Kauverhalten verändert, fällt das Futter aus dem Maul oder wird das Futter gänzlich verweigert, kann dies ein weiterer Hinweis auf Zahnschmerzen sein.
Wie oft sollten die Zähne professionell kontrolliert werden?
Ein Tierarzt sollte den Zustand des Gebisses Ihres Pferds regelmäßig kontrollieren. So können Zahnerkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Für Pferde bis fünf Jahre empfiehlt es sich die Zähne alle 6 Monate kontrollieren zu lassen. Grund dafür ist der Zahnwechsel, der gerne zu Problemen führt.
Bei erwachsenen Tieren sollte die Zahnkontrolle einmal pro Jahr erfolgen, sofern Sie keine Anzeichen für Zahnschmerzen oder eine Zahnerkrankung erkannt haben. Bei Pferden ab dem 15. Lebensjahr sollte wieder in kürzeren Abständen eine Zahnkontrolle erfolgen, da es bei älteren Tieren häufiger zu Zahnproblemen kommt.
Wie läuft eine Zahnbehandlung ab?
Damit der Tier- oder Pferdezahnarzt alle Zähne, vor allem auch die hintersten Zahnreihen kontrollieren kann, ist eine Sedierung notwendig. Das Sedieren führt zu einer Entspannung der Muskulatur von Backen und Zungenmuskeln, sodass das Maul weit genug geöffnet werden kann. Außerdem werden so auch Verletzungen durch das Maulgatter vermieden, die häufig durch Abwehrreaktionen des Pferds ausgelöst werden.
- Allgemeinuntersuchung: Um ein erhöhtes Risiko durch die Sedierung ausschließen zu können, wird der allgemeine Zustand des Pferds untersucht. Dabei werden unter anderem Herz und Lunge abgehört, sowie weitere Befindlichkeiten mit dem Besitzer abgeklärt.
- Sedierung: Der Tierarzt wählt die für die Gegebenheiten passenden Medikamente zur Sedierung aus. Diese tragen zur Entspannung und Schmerzlinderung bei, sodass die Behandlung so stressfrei wie möglich für das Pferd abläuft.
- Grundlegende Untersuchung des Mauls und Kiefers: Schneidezähne und Schleimhäute werden begutachtet. Durch Bewegung des lockeren Unterkiefers wird der Kontakt zwischen den Backenzähnen begutachtet, sodass festgestellt werden kann, ob das Pferd richtig kaut und ein Abschleifen der Schneidezähne notwendig ist.
- Anbringen des Maulgatters: Das Maulgatter dient zur Öffnung des Mauls, sodass der hinterste Bereich des Pferdegebisses untersucht werden kann. So werden Entzündungen, Frakturen und andere Auffälligkeiten aufgedeckt.
- Zahnkorrektur: Alle Fehlstellungen, sowie scharfe Spitzen und Kanten werden entweder mit Handraspeln oder maschinell behandelt.
- Nach der Behandlung: Aufgrund der noch anhaltenden Sedierung sollte das Pferd mindestens eine Stunde nichts fressen, um eine Schlundverstopfung zu vermeiden. Die Medikamente werden zügig verstoffwechselt, was zu einem höheren Harnabsatz und Schwitzen führen kann.
Versicherungsschutz:
Für einen Rundum-Schutz Ihres Tiers gibt es die Pferdeversicherung der Österreichischen Hagelversicherung. Um die Kosten von Zahnbehandlungen in Folge einer Erkrankung oder eines Unfalls abzusichern, empfehlen wir Ihnen den Abschluss einer Krankenversicherung. Weitere Infos finden Sie hier.
Was ist versichert?
- Operationen an den Zähnen (z.B. Zahnerhaltung infolge eines Unfalls, Zahnextraktionen, Wurzel- oder Fistelbehandlungen)
Sie haben Fragen oder Anregungen zum Thema? Kontaktieren Sie uns einfach per E-Mail unter kommunikation@hagel.at
*Dieser Beitrag enthält ausschließlich allgemeine Informationen und bietet keine spezifische tierärztliche Beratung, weshalb er nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Behandlung von Krankheiten verwendet werden darf. Der Beitrag erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der Information garantiert werden. Der Verfasser schließt jegliche Haftung in diesem Zusammenhang aus. Bei medizinischen Anliegen zu Ihrem Pferd und im Ernstfall sollten Pferdebesitzer stets den Rat ihres Tierarzts einholen.
Der Beitrag Zahnpflege erschien zuerst auf Österreichische Hagelversicherung.